Freitag, 25. September 2015

Fenster zu

Vor ein paar Tagen war ich leider Gottes Beifahrer in einem Neuwagen.
Neinnein, jetzt kommt nicht die übliche Ablästerei....jedenfalls nicht so dolle.
Mir ist es zuerst auch garnicht so direkt aufgefallen, da ich mich eh nicht wohl gefühlt habe. Aber nach einer gewissen Zeit wälzte sich das Gefühl doch immer mehr in den Vordergrund. Irgendwas ist komisch. Aber ich war ja in einer Unterhaltung und konnte mich nicht so genau darauf konzentrieren. (Wenn ich das mache, fallen mir auch direkt hundert Dinge ein, die ich unfassbar dämlich an so einer Karre finde.)

Und dann viel es mir auf:
Es war ein echt schöner Morgen mit Sonne, milder Frühherbstluft und blauem Himmel....draußen. In der Neuwagenwanze waren die Fenster zu und die Klima an.
Es überrascht mich jedesmal auf´s Neue wie sehr man in sowas neuem von allem entkoppelt ist was nur ansatzweise mit der Welt drumherum zu tun hat. Klimaluft nervt und ich öffnete das Fenster. Dies führte sofort zu lautem Protest vom Fahrersitz: "Uha! Mach doch das Fenster zu Mensch! Es ist laut und es zieht."
Ja, das stimmte sogar. Mein - trotz des schönen Morgens -  unentspannter Fahrzeugführer hatte recht.
Es war total verblüffend wie zugig es schon bei niedrigen Geschwindigkeiten in dieser Mühle wurde. Und die Windgeräusche waren ebenfalls deutlich vernehmbar. Eigentlich war es so, wie ich mir den freien Fall aus einem Flugzeug ohne Helm vorstelle. Also leistete ich folge und verschloß die Pforte zur echten Welt. Versank wieder in dem klimatisierten, von Kunststoffausdünstungen aromatiesierten Dunst und gab mich der Langeweile hin, wärend die Außenwelt tonlos an getönten Scheiben vorüberzog.

Aber irgendwann war dieser Ausflug zum Glück vorbei und ich konnte mich mit meinem eigenen Auto wieder auf den Rückweg machen.
Uii, wie hell das hier drinnen ist! Es stellte sich sofort eine wohlige Stimmung ein. In dem Neuwagen vorhin, war es tatsächlich finster wie in einem Bärenarsch. Alleine das öffnen der Türe ohne das einem ein Schwall aufgeheizter Plastikmuff entgegenschlägt, war Balsam für meinen weinerlichen Magen.
So, Fenster auf und ab auf die Bahn. Ich habe eigentlich immer ein Fenster geöffnet und wenn es nur das Dreiecksfenster ist.
Da habe ich mal genau darauf geachtet, wer den an diesem Vormittag so die Fenster geöffnet hat. Tja, eigentlich niemand. Bis auf ein paar Transporterfahrer, nur ein Audi vor mir. Der seinen Fensterspalt aber nur dazu benutzte, um die Asche seiner Kippe immer wieder in kleinen Dosen vom Wind wegreißen zu lassen. Nach beendigung des Rauchgenusses, wurde die Luft wieder ausgesperrt.
Der Wahnsinn. Das geilste Wetter draußen und die hängen klimatisch alle quasi im Keller.
Naja, wem es gefällt.

Nä, ich möchte das nicht. Mir persönlich gefällt es, wenn die Außenluft ungefiltert reinkommt. Außerdem bekommt man auch mehr von draußen mit. Zudem scheinen alte Autos auch darauf hin konstruiert zu sein. 50 oder 70 km/h mit offenem Fenster peitschen nicht die Scheiße aus einem raus, oder stürzen einen in die Gehörlosigkeit...
Und das beste ist, daß ich den Motor bzw. dessen Lebensäußerungen dabei noch besser hören kann.
Gut, diesbezüglich kann ich Neuwagenbesitzer verstehen. DAS macht bei deren Kisten in der Regel wahrlich kein Vergnügen. Da bleibt das Fenster besser zu.



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